Saatguthandel Wulff in Malkwitz

Postkarte (gelaufen 1915)
Malkwitz (Fürstentum Lübeck)
H.H. Wulff Handlung von Holsteinischen Feldsamen, Düngemitteln und Futterstoffen
Hans Hinrich Wulf wird als Sohn des Schlachters Joh. Joachim Diedrich Wulf und  Margarethe Dorothea geb. Paustian am 26.08.1813 in Liensfeld geboren. Er wird Handelsmann und heiratet am 05.11.1839 in Eutin Christine Elisabeth Braasch geb. Dunker aus Malkwitz. Sie ist die Witwe des weiland Arbeitsmanns Jürgen Hinrich Braasch aus Malkwitz. Sie bringt eine Tochter (Magdalene Margarethe Henriette Wilhelmina Braasch, *15.01.1836) mit in die Ehe ein. Christine Elsabe verstirbt bereits am 08.11.1841 im Alter von 31 Jahren an einer Brustentzündung. 

Kurz nach der Hochzeit zieht Hans Hinrich Wulf nach Malkwitz, er wird 1841 als Katenbesitzer und Handelsmann in Malkwitz verzeichnet. Er heiratet neun Jahre später, am 26.07.1850 in Neukirchen erneut. Seine Frau ist Marie Dorothea Schöning (*25.04.1817), Tochter des Drechslers Joachim Hinrich Schöning und der Catharine geb. Keusch aus Schönwalde.

Aus der dieser Ehe stammen

  • Alwine Friederike Dorothea Henriette Wulff (*16.04.1851)
  • Johannes Heinrich Friedrich Wulff (*20.11.1852) 
  • Adolphine Christine Wilhelmine Wulff (*31.03.1857)

Die Schreibweise des Familiennamens „Wulf“ wird mit Geburt der Kinder zu „Wulff“.

Hans Hinrich Wulff kauft am 25.10.1858 die Jürgen-Heinrich-Braasch-Kate in Malkwitz für 1100 Mark. Es ist zu vermuten, dass die Familie aus Platzgründen aus dem Geschäftshaus am Dorfteich in die zum Wohnhaus umgestaltete Bauernkate an der heutigen Bergstraße 12 zieht. Das Haus erhält einen Erker mit Balkon zur Seeseite.

Es ist noch unklar, wann das Geschäftshaus der Samenhandlung gebaut wird. Der repräsentative, dreistöckige Bau ragt weit über alle anderen Gebäude des Dorfes hinaus. Es ist wahrscheinlich, den Bau in die Blütezeit der Geschäftstätigkeit von Hans Hinrich Wulf in den 50er bis 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zu datieren. 

Im Volksmund wird das Geschäftshaus des Saatguthandels bis heute das „Schweizer Haus“ genannt. Das liegt vermutlich an seiner markanten Architektur: Das dreistöckige Haus hat zu dieser Zeit eine Wagenremise, ist im Obergeschoss mit einer Holzfassade verkleidet und besitzt einen Fachwerk-Giebel. Wulff hat vielleicht den damals aufkommenden, touristischen Begriff der „Holsteinischen Schweiz“ auch optisch verstärken wollen.

Der erfolgreiche Samenhändler Hans Hinrich Wulff stirbt am 30.03.1887 im Alter von 73 ½ Jahren an Altersschwäche. Seine Frau Maria Dorothea war ein Jahr zuvor (+02.01.1886) an einem Leber- und Magenleiden gestorben.

Sein Sohn Johannes Heinrich Friedrich Wulff übernimmt den 70/80er Jahren die Samenhandlung. Er heiratet Ende der 1880er Jahre in Glückstadt Minna Catharine Dorothea Kröger. Die Eheleute haben fünf Kinder, einen Sohn und vier Töchter, geboren zwischen 1888 und 1904. 

Der Sohn Hans Wulff (*23.05.1888 in Malkwitz) stirbt 26jährig als Soldat im Ersten Weltkrieg am 12.01.1915 in Soissons.

1921 übernimmt der Landmann Paul Abel aus Neustadt, verheiratet mit einer Tochter des Samenhändlers Johannes Heinrich Friedrich Wulff, Marie Amanda Auguste (*02.06.1898 in Malkwitz), die Samenhandlung. Sie geht vier Jahre später von Wulff/Abel auf den Besitzer Schröder über. Damit bahnt sich das Ende der Geschäftstätigkeit an. Als Nachfahrin der Familie Wulff lebt Anna Ungerbieler geb. Wulff bis zu ihrem Tod im Wohnhaus der Familie. 

Das Geschäftshaus der ehemaligen Samenhandlung durchläuft hingegen eine wechselhaftere Geschichte. 1928 wechselt der Besitz von Schröder auf Grendel aus Berlin. 1933 wird das Haus von Grendel an den Bezirksdirektor Schlüter verkauft. Ein Jahr später verkauft Schlüter an den Landwirt Clemens Neuhaus, der in dem Haus Landwirtschaft betreibt. In den 50er Jahren führt seine Tochter Irene dort einen Krämerladen. 1956 verkauft Irenes Ehemann, Otto Georg Marquardt, den Hof und siedelt nach Bruhnskoppel aus. Käufer ist der aus Kiel stammende Unternehmer Garroth, der das Schweizer Haus zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gisela Kraehnke in den 60er Jahren zu einer viel besuchten Gastwirtschaft macht. Während des Wochenendes stehen die Autos die ganze Bergstraße und den Voßberg hoch, die Feste sind legendär. 



Mitte der 60er kommt es erneut zum Eigentümerwechsel, und mit dem Ruf des Hauses geht es bergab. Kurzfristig wirbt die Gaststätte „Schweizer Haus“ mit deutscher und jugoslawischer Küche. In den 70er Jahren ist von Bardamen die Rede, der Betreiber aus Kiel geht über Renovierungsarbeiten pleite. 1986 kommt es zur Versteigerung.

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